Was tun bei Verdacht auf Burnout? Symptome erkennen und handeln

Ist mein tagtägliche Stress eigentlich noch “normal”? Oder könnte das schon Burnout sein? Hier die wichtigsten Symptome und Anzeichen eines Burnouts für eine rasche Selbsteinschätzung.

Aktualisiert am 02/05/2023 von Bettina Kapfer

Die wichtigsten Warnzeichen von Burnout

Für alle, die nur wenig Zeit haben, sind im grauen Kasten unter diesem Absatz in aller Kürze die wichtigsten Warnzeichen von Burnout zusammengefasst.

  • Abschalten gelingt nicht mehr, die Arbeit wird mit in den Feierabend, ins Wochenende, in den Urlaub genommen. Die Gedanken kreisen nur noch um berufliche Themen. Schlafprobleme können folgen
  • Erholungszeiten reichen jetzt nicht mehr, ohne dass dafür ein Grund ersichtlich ist
  • Erholungs-Aktivitäten werden gestrichen, weil entweder die Energie dafür fehlt, oder weil die Zeit in die Arbeit gesteckt wird, um einen Leistungsabfall auszugleichen
  • Gefühl der reduzierten Leistungsfähigkeit im Vergleich zu früher
  • Probleme mit der Konzentration
  • Soziale Probleme und Konflikte nehmen zu
  • Ablehnung und Abwertung von anderen Menschen im Arbeitskontext
  • Anhaltende körperliche Beschwerden (ärztliche Abklärung!) wie Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Libidoverlust,…

Und wenn da jetzt bei einigen Punkten ein *hmpf,..ja irgendwie schon…vielleicht ist da was…* kommt…Dann ab zur Hausärzt*in des Vertrauens. ALLE Symptome schildern (ausführliche Details zu den Burnout-Symptomen gibt es weiter unten) und abklären lassen.

Was ist Burnout eigentlich?

Die meisten von uns verwenden die Bezeichnung „Burnout“ im Alltag dann, wenn wir ausdrücken wollen, dass jemand im Beruf „ausgebrannt“ ist.

Oft hört man auch, dass die Person zu viele Stunden in der Woche gearbeitet, oder den Stress einfach nicht mehr ausgehalten hat.

Burnout als Mix verschiedener Symptome

Tatstächlich leiden von Burnout Betroffene oft unter einer ganzen Reihe von verschiedenen körperlichen, geistigen und emotionalen Symptomatiken und Problemen.

Wichtiger als ein (oft ohnehin wissenschaftlich nicht fundierter!) Selbsttest im Internet ist daher aus meiner Sicht, zu wissen, wie Burnout sich äußern KANN. Und Warnsignale ernst zu nehmen.

Denn Burnout ist sehr vielschichtig, und schleicht sich langsam ins Leben ein. Es ist nicht wie ein Knochenbruch oder Bänderriss, wo man eindeutig weiß, dass da von einer Sekunde auf die andere etwas nicht mehr in Ordnung ist. Eins kommt zum anderen…

Stress hat man ja ohnehin immer im Leben. Und dass auch der Job manchmal nervt, ist ganz normal. Oder sagen wir mal lieber „üblich“.

Selbstverständlich darf man auch mal gereizt sein. Und die Wochenenden sind ja eh immer zu kurz, um richtig zu entspannen, oder? Der nächste Urlaub kommt ja eh…

Dann wären da noch die Schlafprobleme. In der Beziehung kriselt es, dazu kommt sexuelle Unlust.

Rückenschmerzen, Schwindel, Gedankenkreisen, und und und. Alles noch normal – oder? Oder?

Ich verspreche, die Übersicht über die Phasen von Burnout und die Details der verschiedenen Burnout-Symptome kommen gleich.

Aber die Juristin in mir MUSS einfach mit der Definition beginnen – und da werden ja eh auch die wichtgsten Elemente von Burnout beschrieben, nur noch nicht so im Detail wie dann weiter unten. First things first! 😉

Definition von Burnout

Um psychische Erkrankungen einordnen und diagnostizieren zu können, gibt es internationale Klassifikationssysteme (zB aktuell das ICD-11).

Auch Burnout wird im ICD-11 erwähnt, aber nicht als (eigenständige) Krankheit. Burnout wird „nur“ als arbeitsplatzbezogenes Phänomen beschrieben. Als ein Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst.

Definition von Burnout gem. ICD-11

„Burnout ist ein Syndrom, das durch chronischen arbeitsplatzbezogenen Stress entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt werden konnte. Burnout lässt sich anhand von 3 Dimensionen charakterisieren:

  1. Energieverlust oder Erschöpfung
  2. Steigende mentale Distanzierung vom Job, oder negative Gefühle bzw. Zynismus in Bezug auf den Job
  3. Reduzierte berufliche Leistungsfähigkeit

Ursachen von Burnout

Nature or nurture?

Die Veranlagung, die Disposition für ein Burnout ist weder angeboren, noch sind allein die Arbeitsbedingungen schuld.

Die Frage nach „nature or nurture“ ist wie so oft so zu beantworten: Es ist eine Wechselwirkung.

Burnout entsteht durch Wechselwirkungen

Burnout entsteht durch eine Wechselwirkung der individuellen Disposition mit den vorherrschenden Arbeitsbedingungen und Lebensumständen. 

Das können beispielsweise sein:

  • Persönliche Faktoren: Perfektionismus, Schwierigkeiten „Nein“ zu sagen, mangelnde Erholungszeiten, psychische oder körperliche Vorerkrankungen
  • Berufliche Faktoren: unrealistische Erwartungshaltung von Vorgesetzten, Zeitdruck, fehlende Autonomie, Konkurrenzdruck, unsichere Zukunftsperspektiven, Sinn der Tätigkeit nicht erkennbar
  • Private Faktoren: finanzielle Lage, Betreuungspflichten, nicht belastbares soziales Netz
  • Gesellschaftliche Faktoren: Erfüllung von (stereotypen) Rollenerwartungen, Leistungsanforderungen, Arbeitsmarkt

Viele Faktoren wirken zusammen

All diese Faktoren können als Belastungen zusammenwirken. Entscheidend für die individuelle Reaktion ist, ob die Person genügend Ressourcen hat. Wobei es sich dabei nicht um eine objektive Aussage handelt.

Letztlich kommt es auf die subjektive Einschätzung an, ausreichend Kapazitäten zur Bewältigung von Aufgaben bzw. Problemen zu haben, vergleichbar mit der Entstehung von Stress.

Man spricht ja auch davon, dass Burnout dann entsteht, wenn Dauerstress nicht mehr bewältigt werden kann. 

Symptome bei einem Burnout

Es gibt Listen von Burnout-Symptomen mit bis zu 130 Symptomen (vgl. Schaufeli und Enzmann, 1998). Die Wahrscheinlichkeit, ein oder mehrere davon bei sich selbst festzustellen ist dann schon relativ hoch. Damit ist glaube ich niemanden wirklich geholfen.

Eine der gängigsten Kategorisierungen, der auch die ICD-11 Definition von Burnout folgt, ist jene von Christina Maslach et. al.

Die Merkmale von Burnout werden in die drei Kategorien eingeteilt:

„Emotionale Erschöpfung“

„Depersonalisation“

„Reduzierte Leistungsfähigkeit“

Emotionale Erschöpfung

Emotionale Erschöpfung ist mehr als bloße körperliche Müdigkeit nach einer Anstrengung. Es handelt sich dabei um eine Überlastung auf Ebene der Gefühle, die sich beispielhaft so äußern kann:

  • Überforderung in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen / in sozialen Arbeitskontexten
  • Gefühle werden nur noch begrenzt zugelassen
  • Negative Gefühle in Bezug zur Arbeit nehmen Überhand (Ärger, Frust, Unzufriedenheit,…)
  • Entwicklung von Ängsten (zB Befürchtung, die Arbeit nicht mehr zu schaffen)
  • Gefühl von Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit
  • Innere Unruhe und Anspannung

Depersonalisation

Das Symptom der Depersonalisation im Zusammenhang mit Burnout wird auch Dehumanisierung genannt. Gemeint ist eine negative Einstellung zur Arbeit, bzw. insbesondere zu den Menschen, mit denen man im Arbeitskontext zu tun hat. Das können sowohl Vorgesetzte, Kolleg*innen oder Kund*innen udgl. sein.

  • Kaltes, unpersönliches Verhalten
  • Distanzierte, unpersönliche Gespräche
  • Zynismus und Sarkasmus in Bezug auf andere Menschen im Arbeitsumfeld
  • Schuldzuweisungen für die eigenen Schwierigkeiten
  • Verringertes Interesse an der Arbeit und den Ergebnissen der Arbeitstätigkeit

Während insb. die körperlichen Symptome bei Burnout oftmals schwer von einer „normalen“ Stressreaktion abzugrenzen sind, ist das Symptom der Depersonalisation viel deutlicher einem Burnout zuzuordnen.

Reduzierte Leistungsfähigkeit

Das dritte Burnout-Symptom ist das Gefühl der reduzierten beruflichen Leistungsfähigkeit bzw. Kompetenz. In der Forschung ist dabei noch nicht ganz klar, ob es sich dabei um eine Folge von Burnout handelt, oder ob es sich dabei nicht sogar um eine Ursache handelt.

Kann eine Person berufliche Erfolge nicht (mehr) wahrnehmen, so führt dies zum Gefühl der Inkompetenz, und in der Folge zu einer negativen Selbstwahrnehmung. Anstatt Ziele zu verfolgen, haben Betroffene ihren Fokus auf allem, was nicht gut läuft. Das Gefühl des Versagens führt zu Erschöpfung, und dazu, dass Betroffene tatsächlich (qualitativ, quantitativ oder zeitlich) weniger leisten.  

Körperliche Symptome

Chronischer (arbeitsbezogener) Stress führt zu Burnout. Mehr zu den körperlichen Symptomen der Stressreaktion finden Sie im Blogartikel zu den Grundlagen der Stressreaktion.

Als Literaturempfehlung möchte ich an dieser Stelle Katharina Kitze „Burnout – Grundlagen und Handlungswissen für soziale Berufe“ erwähnen. Die obenstehenden Ausführungen sind daran angelehnt.
20 november 2019

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *