Keine Lust auf Sex? Wie Stress die Libido beeinträchtigt

Stress als Lustkiller – darüber wird viel zu wenig gesprochen. Erfahre, warum du unbedingt etwas gegen deinen Stress tun solltest, wenn du wieder mehr Lust auf Sex haben möchtest.

Stress und Sexualität

Stress ist ein alltägliches Phänomen, das in unserer heutigen Gesellschaft allgegenwärtig ist. Gründe dafür, warum jemand gestresst ist, gibt es genug.

Schon alleine der Gedanke daran, alle Rollen im Leben, als Elternteil, Partner*in, Angestellte*r, Freund*in etc. gut auszubalancieren, kann enormen Druck verursachen.

Und weil Stress irgendwie eh schon der allgegenwärtige Quälgeist in unserem Leben ist, wissen wir meisten schon ganz gut, was wir ihm zu verdanken haben.

Schlafprobleme, Gedankenkreisen und Gereiztheit. Oder auch Rückenschmerzen und Verdauungsprobleme können ebenso wie starkes Schwitzen und Herzrasen auf zu viel Stress zurückzuführen sein.

Das sind auch Themen, über die man schnell mal mit anderen offen spricht.

Und bei den meisten Themen kann man sich im Umfeld schnell mal Hilfe und Rückmeldungen holen, indem man darüber spricht.

Aber es gibt dann noch das Thema, über das die meisten eher nicht offenherzig sprechen. Vielleicht noch, wenn es super läuft. Aber man trägt doch die Probleme aus dem Schlafzimmer nicht nach außen! Oder?

Probleme in der Sexualität: Darüber spricht man doch nicht!

Beim Thema Sexualität gibt es so viele Schamgrenzen, und gerade wenn etwas nicht so perfekt läuft wie im Film, dann will man schon gar nicht darüber sprechen.

Und wenn man dann feststellt, dass man irgendwie schon länger keine Lust mehr auf Sex gehabt hat, oder man(n) keine Erektion mehr bekommt, dann stellt sich die Frage: Warum?

Ist organisch bei mir etwas nicht in Ordnung?

Muss ich meine Hormone anschauen lassen?

Ist das nur eine Phase, oder ist mein Sexualtrieb, die Libido jetzt plötzlich weg?

Wie bekomme ich wieder Lust auf Sex mit anderen oder mit mir selbst, so wie früher? 

Oft mischen da dann viele negativen Gefühle mit. Zum Beispiel Scham darüber, dass man dort Probleme hat, „wo ja sonst niemand Probleme hat“.

Aber das stimmt ja überhaupt nicht. Wenn man dann doch mal offen mit anderen über Sexualität spricht, dann merkt man, dass Hollywood uns genauso falsche Vorstellung über Sex gegeben hat, wie Disney in Bezug auf Liebesbeziehungen.

Dazu kommt vielleicht auch noch das Gefühl, dass man darüber ja nicht sprechen darf, weil es etwas so Intimes ist. Was auch immer der Grund dafür ist, dass viele Menschen nicht mal mit ihren Ärzt*innen über Probleme in der Sexualität sprechen – es verstärkt die Problematik noch mehr.

Intermezzo: Medizinische Abklärung

Warum ich jetzt davon schreibe, dass es am besten ist, mit Mediziner*innen darüber zu sprechen, ohne noch überhaupt darauf eingegangen zu sein, was es mit Stress und Libido auf sich hat?

Weil ich einen Disclaimer voranstellen möchte: Wie immer, wenn ich von körperlichen Symptomen spreche, dann ist es mir wichtig zu sagen, dass das immer medizinisch abgeklärt gehört. Googeln, oder das Lesen von Blogartikeln kann helfen, bestimmte Problematiken besser zu verstehen. Aber letztlich gehören Symptome untersucht, und eine organische Ursache ausgeschlossen. Nicht von Dr. Google, sondern von Fachkräften die dafür die richtige Expertise haben!

So, aber jetzt gehen wir in medias res, und ich spanne dich nicht länger auf die Folter.

Auswirkungen von Stress auf die Sexualität

Unser Gehirn versucht ja permanent, den Körper in einem Zustand der Homöostase, also des Gleichgewichts, zu halten. Dafür hat er das autonome Nervensystem zur Verfügung, mit den beiden Gegenspielern: Sympathikus (das Gaspedal, für Kampf & Flucht) und den Parasympathikus (die Bremse, für Entspannung und Ruhe).

Wenn du das im Detail nachlesen möchtest, dann schau dir den Blogartikel zu den 15 entspannenden Übungen durch Aktivierung des Parasympathikus an. Dort findest du im ersten Teil auch die Theorie zum autonomen Nervensystem beschrieben.

Die Nervenbahnen des autonomen Nervensystems verbinden unser Gehirn, die Steuerungszentrale, mit allen Bereichen unseres Körpers. Darunter eben auch unsere Sexualorgane.

Unsere Verdauung wird zum Beispiel sowohl von Sympathikus (hemmt die Verdauung, weil während Kampf oder Flucht einen Busch suchen zu müssen war halt eher unpraktisch) als auch Parasympathikus (ich bin entspannt, also kann ich mir ruhig Zeit für eine Sitzung nehmen…) gesteuert.

Stress und Erektionsprobleme

Oft werfen Frauen Männern ja vor, dass sie es beim Sex ja sehr einfach haben. Dabei stimmt das nicht, wenn man sich anschaut, wie die Sexualfunktion beim Mann gesteuert wird.

Damit eine Erektion passiert, braucht es den Parasympathikus. Es braucht also Entspannung, damit sich der Schwellkörper im Penis mit Blut füllen kann. Das ist eine fast mechanisch ablaufende, hydraulische Funktionsweise…

Für Orgasmus und Ejakulation ist dann aber der Sympathikus zuständig.

Was bedeutet das jetzt für den gestressten Mann? Einerseits kommt es zu keiner (ausreichenden) Erektion, weil dafür der Parasympathikus, also der Entspannungsmodus unseres Nervensystems aktiv sein müsste. Aber nachdem ja der Sympathikus am Steuer ist, kommt es relativ rasch zu einem (vielleicht so zeitig noch gar nicht gewollten) Samenerguss.

Das ist schon fast ein bisschen paradox, oder?

Und: Auch bei Frauen braucht es den im Entspannungsmodus aktiven Parasympathikus, damit ihr Schwellkörper – die Klitoris – besser durchblutet werden und anschwellen kann.
5 november 2019

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