Alkoholkonsum verstehen: Welche Trinkertypen gibt es?

Fachlich geprüft von Annika Haffke (Psychotherapeutin)

Vielleicht befasst du dich in letzter Zeit damit, wie du weniger Alkohol trinken kannst. Oder du bist einfach neugierig herauszufinden, warum und in welchen Situationen du gerne Alkohol trinkst. In diesem Artikel findest du alles zum Thema Trinkertypen, Trinkmotive und auch Tipps, wie du deine Trinkgewohnheiten mithilfe dieses Wissens verändern kannst.

Inhalt:

  1. Trinkertypen: Die vier Trinkmotive
  2. Trinkertypen und weitere Einflüsse
  3. Trinkertypen nutzen, um weniger zu trinken
Titelbild: Welche Trinkertypen gibt es?

Trinkertypen: Die vier Trinkmotive

Zu welchem Trinkertyp du gehörst, hängt davon ab, aus welchem Motiv du trinkst. Das Wort Motiv kennst du bestimmt aus Krimis: Was ist der Beweggrund für eine bestimmte Tat? Doch auch im Alltagsleben haben wir Gründe dafür, bestimmte Dinge zu tun. Es kann sehr hilfreich sein, dir darüber bewusst zu werden, warum du Alkohol trinkst. Wenn du deinen Alkoholkonsum reduzieren möchtest, kannst du dich mit diesem Wissen zum Beispiel vor kritischen Situationen wappnen. 

Gut zu wissen: Trinkertypen können sich mit der Zeit verändern! Wenn du dich in den folgenden Beschreibungen einzuordnen versuchst, betrachte in etwa den Zeitraum der letzten 12 Monate.

Das erste Trinkmotiv: Soziale Motive

Alkohol und Spaß – das gehört für viele Menschen zusammen. Wenn soziale Motive bei deinem Alkoholkonsum eine Rolle spielen, möchtest du durch Alkohol vor allem offener und redseliger werden. Dadurch hast du das Gefühl, dass das Gemeinschaftsgefühl zu den Menschen, mit denen du trinkst, gestärkt wird. Du traust dich eher auf andere zuzugehen und erlebst eine intensivere Nähe. Typische Situationen, in denen soziale Motive eine Rolle spielen, sind Partys, Firmenfeiern, Geburtstage und Jubiläen.

Das zweite Trinkmotiv: Konformitätsmotive

Konformität bedeutet Übereinstimmung. Wenn Konformitätsmotive bei deinem Alkoholkonsum eine Rolle spielen, möchtest dich vor allem anderen zugehörig fühlen. Würdest du nicht mittrinken, hättest du das Gefühl, nicht mehr mit ihnen übereinzustimmen. 

Alkohol schafft eine Gemeinsamkeit und du möchtest die Sympathie der anderen gewinnen oder behalten. Typische Situationen sind Treffen mit Freunden, Kolleginnen oder Vorgesetzten, Familientreffen sowie Stammtische.

Der Unterschied zwischen sozialen Motiven und Konformitätsmotiven liegt darin, dass du bei sozialen Motiven „für dich” trinkst und bei Konformitätsmotiven „für andere”.

Das dritte Trinkmotiv: Verstärkungsmotive

Nicht umsonst trinkt die Mehrheit aller Menschen ab und zu Alkohol, denn die Wirkung des Alkohols kann sich gut anfühlen. Genau das steht bei Verstärkungsmotiven im Vordergrund. Alkohol gilt in Maßen als Genussmittel, er kann Ausgelassenheit und Gelöstheit erzeugen. Genau diese Erfahrungen sind es allerdings, die die Sucht nach Alkohol im Belohnungszentrum des Gehirns begünstigen.

Das vierte Trinkmotiv: Bewältigungsmotive

Es ist auch möglich, dass du das Bedürfnis verspürst Alkohol zu trinken, wenn es dir nicht gut geht. Es kann sich bei diesen unangenehmen Gefühlen um Stress, Trauer, Gereiztheit oder Überforderung handeln. 

Wenn du aus Bewältigungsmotiven Alkohol trinkst, möchtest du diese unangenehmen Gedanken und Gefühle mittels des Alkohols loswerden. Bewältigungsmotive sind häufig relevant bei einem hohen Arbeitspensum, familiären Streitigkeiten oder auch Einsamkeit.

Trinkertypen und weitere Einflüsse

Ein wichtiger Faktor im Umgang mit Alkohol ist das Bewusstsein bzw. im Gegenzug die Unachtsamkeit. Viele Menschen wissen gar nicht, welche Mengen Alkohol gesundheitlich unbedenklich sind. Mehr Informationen darüber findest du in unserem Artikel zum Thema Alkoholverzicht.

Bestimmt kennst du auch den Begriff Gewohnheitstrinker. Mit Gewohnheitstrinker ist kein bestimmter Trinktyp gemeint, sondern eine Regelmäßigkeit. Die gute Nachricht ist: Gewohnheiten sind veränderbar. Das verlangt manchmal etwas Geduld und Ausdauer, aber neue Gewohnheiten zu entwickeln ist möglich.

Was die Häufigkeit Alkohol zu trinken außerdem beeinflusst, ist die Verfügbarkeit. Schmackhafte alkoholische Getränke in Sicht- und Griffweite zu haben, macht es schwerer, weniger zu trinken. Wenn du weniger Alkohol trinken möchtest, kannst du darauf achten, ob die Verfügbarkeit auch für dich eine Rolle spielt: Hast du dein alkoholisches Lieblingsgetränk immer vorrätig? Trinkst du weniger, wenn du es nicht im Haus hast?

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Trinkertypen nutzen, um weniger zu trinken

Du kannst das Wissen um die verschiedenen Trinkertypen und Einflüsse nutzen, um deinen Alkoholkonsum zu verändern. Wenn Verstärkungsmotive oder soziale Motive eine Rolle für dich spielen, du also Alkohol trinkst, um dich gut zu fühlen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, kannst du versuchen andere Aktivitäten dafür zu finden. Was macht dir Freude? Welche Gruppenaktivitäten gibt es, die ebenso deine Empfindung von Zugehörigkeit stärken?

Bei Konformitätsmotiven lohnt es sich zu üben, wie du Alkohol ablehnen kannst. Dazu gehört es, dir bewusst zu machen, dass es nicht unhöflich ist, Alkohol abzulehnen. Viele Menschen werden dich insgeheim vielleicht sogar dafür bewundern, dass du das kannst. Deinen eigenen Zielen zu folgen, macht dich authentisch und nicht weniger sympathisch.

Stellst du fest, dass du aus Bewältigungsmotiven trinkst, kannst du lernen, deinen unangenehmen Gefühle anders zu begegnen. Eine gute Methode dafür ist das Gefühlssurfen. 

Übung

Gefühlssurfen

Gefühle sind wie Wellen im Ozean. Wellen bauen sich langsam auf, werden groß und ebben schließlich ab. Sie kommen und gehen. So verhalten sich auch unsere Gefühle. Ausgelöst durch Gedanken, Situationen und Erinnerungen bauen sich Gefühle auf, werden intensiv und lebendig, bis sie wieder schwächer werden und abebben. Manche Gefühle haben eine besondere Wucht, sind besonders große und kraftvolle Wellen, sodass Angst entstehen kann, von diesen Wellen überschwemmt zu werden. Doch auch diese großen Wellen vergehen.

Wenn unangenehme Gefühle in dir auftauchen, versuche auf dieser Gefühlswelle zu surfen. Die Welle ist da und baut sich auf, gleichgültig ob dies gerade erwünscht ist oder nicht. Ein Surfer weiß: Lehnt er sich mit dem Surfbrett gegen die Welle, braucht er deutlich mehr Anstrengung, um nicht überrollt zu werden. Daher geht er mit der Kraft der Welle mit, beobachtet genau, wie diese sich verhält und lässt sich von der Welle tragen.

In unserem Blogartikel zum Thema „Schlechtes Gefühl, guter Begleiter” findest du weitere Informationen und effektive Strategien zum Umgang mit unangenehmen Gefühlen.

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22 november 2019

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